Piriformis-Syndrom: Kleiner Muskel, große Rolle

Manchmal ist es ein Stechen beim Sitzen, manchmal ein Ziehen bis ins Bein. Und oft bleibt die Ursache lange unerkannt. Das Piriformis-Syndrom ist eine häufige und zugleich wenig beachtete Ursache für Schmerzen im Bereich der Hüfte Richtung Gesäß.
Als Orthopäde mit Spezialisierung auf Hüftbeschwerden weiß ich: Wer früh versteht, was dahintersteckt, kann gezielt gegensteuern und zwar noch bevor sich die Beschwerden weiter ausbreiten.
Inhaltsverzeichnis
Worum gehts in diesem Artikel?
Das Piriformis-Syndrom kann zu starken Schmerzen im Gesäß führen. Wir erklären Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten – verständlich, konkret und praxisnah.
Das Wichtigste vorab zusammengefasst
- Der Piriformis-Muskel kann den Ischiasnerv reizen und Symptome wie Schmerzen im Hintern verursachen
- Zu langes Sitzen ist ein häufiger Auslöser des Syndroms
- Dehnübungen und gezielte Bewegung können die Beschwerden lindern
- Mit Erfahrung können andere Ursachen wie ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen werden
- Frühzeitige Therapie verhindert die Ausbreitung der Beschwerden in Beine und Rücken
Wie bekomme ich das Piriformis-Syndrom weg?
Das Piriformis-Syndrom lässt sich meist gut behandeln – wenn man weiß, was zu tun ist. Der erste Schritt ist das Erkennen der Ursache: Der Piriformis, ein kleiner Muskel tief im Sitzbereich, kann durch Überlastung oder Fehlhaltungen den Ischiasnerv reizen. Die Folge: ziehende Schmerzen, oft bis ins Bein oder Knie.
Was hilft? In vielen Fällen bringt bereits regelmäßiges Dehnen Erleichterung. Besonders wichtig sind Übungen, die den Musculus piriformis entlasten und gleichzeitig die umliegende Muskulatur stärken. Dabei sollte man achtsam vorgehen und bei Bedarf das Training mit erfahrenen Therapeut*innen abstimmen.
Der Musculus piriformis liegt tief im Gesäß und stabilisiert das Becken – bei Überlastung kann er den Ischiasnerv einklemmen.
Auch Wärme, gezielte Massagen oder Faszienrollen können helfen, den Muskel zu lockern. Wichtig ist, das Verharren zu reduzieren oder durch bewegte Pausen zu unterbrechen. Wenn die Beschwerden anhalten oder sich verschlimmern, ist eine orthopädische Abklärung notwendig. Als erfahrener Orthopäde in Graz kann ich einschätzen, ob es sich tatsächlich um ein Piriformis-Syndrom handelt oder um andere Ursachen wie einen Bandscheibenvorfall.

Was ist der Auslöser für Piriformis?
Die Ursachen des Piriformis-Syndroms sind vielfältig – doch viele davon lassen sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Überlastung. Der Piriformis-Muskel stabilisiert das Becken und ist besonders aktiv, wenn wir gehen, stehen oder das Bein drehen. Wird er überbeansprucht – etwa durch zu langes Sitzen, einseitige Bewegungen oder intensiven Sport – kann er verhärten und den Ischiasnerv einengen. Hüftschmerzen können die Folge sein.
Auch anatomische Besonderheiten, Verletzungen oder entzündliche Prozesse im Bereich der Hüfte können das Syndrom auslösen. Besonders häufig tritt es bei Menschen auf, die viel sitzen und dabei eine nach vorn gekippte Beckenhaltung einnehmen, wie es etwa im Büro oder beim Autofahren der Fall sein kann.
Manchmal führen auch falsche Bewegungsmuster oder muskuläre Dysbalancen dazu, dass der Piriformis zu viel Arbeit übernimmt. Das kann auf Dauer zu Leiden im Gesäß, im Oberschenkel oder bis zum Fuß führen. Deshalb ist es so wichtig, den gesamten Bewegungsapparat – von der Hüfte über das Bein bis zum Rücken – in die Analyse und Behandlung einzubeziehen.
Aspekt | Information |
Lage des Muskels | Tief im Gesäß, verbindet Kreuzbein mit dem Oberschenkelknochen |
Hauptfunktion | Stabilisiert das Becken, dreht das Bein nach außen, unterstützt beim Gehen und Stehen |
Häufige Auslöser | Langes Sitzen, Fehlhaltungen, muskuläre Dysbalancen, Sportverletzungen, Überlastung |
Typische Symptome | Stechender oder ziehender Schmerz im Hintern, oft mit Ausstrahlung ins Bein oder Knie |
Therapiemöglichkeiten | Dehnübungen, Wärme, Faszienrolle, Physiotherapie, manuelle Therapie, gezielte Infiltrationen |
Prävention | Regelmäßige Bewegung, Haltungskorrektur, Pausen beim Sitzen, Ausgleichstraining |
Wie lockert man den Piriformis?
Ziel jeder Therapie ist es, den Piriformis-Muskel zu entspannen und den Druck auf den Ischiasnerv zu mindern. Am effektivsten gelingt das durch gezieltes Dehnen. Es gibt spezielle Übungen, die den Muskel sanft dehnen und die umliegende Muskulatur kräftigen. Diese sollten regelmäßig durchgeführt werden – idealerweise auf dem Boden und unter Anleitung.
Eine bewährte Übung: In Rückenlage ein Bein über das andere schlagen und das untere Knie zur Brust ziehen – so wird der Piriformis gedehnt. Auch Übungen im Sitzen oder Stehen können helfen, den Muskel zu mobilisieren. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und nicht in den Schmerz hinein zu arbeiten.
Neben Dehnübungen können auch Wärme, Blackroll-Anwendungen oder manuelle Therapieformen wie Triggerpunktmassage zur Entlastung beitragen. Wer zusätzlich auf regelmäßige Bewegungen, kurze Unterbrechungen und ein Aufstehen vom Sessel sowie eine gute Haltung achtet, kann dem Syndrom langfristig entgegenwirken.
Übung | Setting | Ablauf | Dauer |
Rückenlage-Kreuzbein-Dehnung | Rückenlage, Beine angewinkelt | Fuß über das gegenüberliegende Knie schlagen, Oberschenkel zur Brust ziehen | 30 bis 60 Sek. pro Seite |
Sitzende Piriformis-Dehnung | Aufrecht auf Stuhl sitzen | Knöchel auf gegenüberliegendes Knie legen, mit geradem Rücken nach vorn beugen | 30 bis 60 Sek. pro Seite |
Vierfüßlerstand „Taubenpose light“ | Vierfüßlerstand | Ein Knie nach vorne, Unterschenkel quer, anderes Bein nach hinten gestreckt, Oberkörper absenken | 30 bis 60 Sek. pro Seite |
Was macht der Orthopäde bei einem Piriformis- Syndrom?
Nicht jede Diagnose führt automatisch zu einer Operation. In vielen Fällen hilft ein strukturiertes Programm aus gezielten Übungen, Schmerztherapie und Alltagserleichterungen. In anderen Situationen sind gelenkschonende Infiltrationen sinnvoll – etwa Hyaluronsäure. Plättchenreiches Plasma oder entzündungshemmende Präparate direkt ins Gelenk.
Auch minimalinvasive Eingriffe können sinnvoll sein, etwa bei einem ausgeprägten Impingement. Dabei wird das Gelenk über einen kleinen Schnitt geglättet und der Bewegungsspielraum verbessert. So kann häufig ein künstliches Hüftgelenk als finale Behandlung hinausgezögert oder sogar vermieden werden.
Das Piriformis-Syndrom macht schätzungsweise 5 bis 6 Prozent aller Ischiasbeschwerden aus – wird aber oft mit einem Bandscheibenvorfall verwechselt.

Fazit
Das Piriformis-Syndrom mag klein anfangen, und kann große Auswirkungen haben – auf Beweglichkeit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Gut ist: Mit gezielter Bewegung, etwas Geduld und professioneller Begleitung von einer Ärztin oder einem Arzt lässt sich viel erreichen. Und oft reicht schon eine einfache Übung, um dem Schmerz die Spitze zu nehmen.
Ob sportlich aktiv oder Vielsitzer*in: Der Körper zeigt, was er braucht. Hinhören ist der Zauber – und bei Bedarf Hilfe holen. Denn nicht jeder Schmerz muss ausgehalten werden.